Eine eigens für Deutschland produzierte Wrestling-Show auf dem WWE Network. Klingt das nach einem realistischen Szenario? Vor einigen Jahren hätte man das noch als Fantasievorstellung abgetan. Doch mittlerweile ist das eine Option, die ruhig mal diskutiert werden muss. Immerhin veranstaltete WWE Anfang November, im Rahmen der Europa-Tournee, ein viertägiges Trainingscamp mit über 40 ausgewählten Sportlerinnen und Sportlern, die auf Herz und Nieren geprüft wurden, ob sie potentiell für eine Ausbildung zum Sports-Entertainer mit WWEGütesiegel in Frage kämen (über das Trainingscamp berichten wir in der nächsten PW).
Der WWE ist Deutschland augenscheinlich recht wichtig. In Europa gab es über die Jahre keinen anderen Markt, der neben Großbritannien immer stets so stabil lief. Es gab Jahre, da überflügelten Frankreich, Spanien oder Italien zwar mal die deutsche WWE-Popularität. Aber – eben abseits vom United Kingdom – lief es nie so konstant gut wie hier bei uns; WWE darf auf eine treue Fan-Gemeinde in Deutschland bauen. Der Grundstein dafür wurde mit den riesigen Erfolgen in den frühen Neunzigern gelegt. Viele dieser älteren Fans sind bis in die Gegenwart dabei. Zusätzlich eine junge Fanbase, die heute WWE vornehmlich über Social Media oder YouTube-Clips für sich entdeckt.
Abseits der WWE hat sich in diesem Jahrzehnt eine sehr gesunde Independent-Wrestling-Kultur in Deutschland herausgearbeitet. Junge Wrestler sind dank guter Trainingsmöglichkeiten (etwa bei der wXw in Essen, bei der GWF in Berlin oder bei Alex Wright in Nürnberg, nur um drei prominente Beispiele zu nennen) gut ausgebildet worden. Die Veranstaltungen laufen professioneller denn je ab. Und zumindest der wXw ist es gelungen, sich deutschlandweit an so vielen unterschiedlichen Orten zu präsentieren, dass man hier wirklich von einer Promotion für das ganze Land sprechen kann.