DER MANN, DER EINE ÄRA PRÄGTE
PW-Herausgeber Wolfgang Stach und seine ganz persönlichen Erinnerungen an „Big“ Otto Wanz.
WOLLES WRESTLING WELT
Es war das Frühjahr 1989 als ich Otto Wanz kennenlernte, genaugenommen fand dies bei einer CWA-Show in Troisdorf nahe Köln statt. Owen Hart war damals für die Saison verpflichtet worden, und da Troisdorf nur etwa 70 Kilometer von Düsseldorf entfernt ist, verabredeten Betty Frank, die damals für die Wrestling Fan Association (WFA) schrieb und mit der ich dadurch in Kontakt kam, uns dort zu treffen. Und so geschah es dann auch. Da der US-Wrestlingjournalist Tom Burke, der Owen gut kannte, auch dort war, lernte ich Owen kennen und über ihn auch Big Otto Wanz.
Im Laufe der kommenden Monate vertiefte sich dieser Kontakt zu Otto, und Betty und ich vereinbarten, ein eigenes Heft aufzumachen: das „Catch-Magazin“ war geboren. Um das Heft von vorneherein zu pushen und Leser zu gewinnen, fragten wir Otto, ob wir uns auch „Offizieller Fanclub der CWA“ nennen dürften, was Otto uns erlaubte.
Ich war von Anfang an von Ottos Persönlichkeit angetan – doch was Otto uns da sagte, beeindruckte mich sehr und zeigt m.E. sehr gut auf, was für eine Persönlichkeit er war: Big Otto meinte nämlich, wir sollten uns und ihm einen Gefallen tun und über die Shows und Kämpfe so berichten, wie sie wirklich waren und sollten wir auf keinen Fall versuchen, schlechte Kämpfe/ Shows schönzuschreiben. „Wer diesen schlechten Kampf oder die Show gesehen hat und liest, wie gut der doch gewesen sein soll, glaubt Euch absolut nichts mehr, wenn Ihr über andere Veranstaltungen berichtet.“
Dieses oder so etwas Ähnliches habe ich bis heute nicht wieder erlebt. Denn meistens wollen die Promoter genau das Gegenteil, nämlich einen geschönten Bericht über alles, was irgendwie schlecht oder misslungen ist. Frei nach dem Motto, das Vince McMahon einmal nach einem sehr schlechten aufgezeichneten Raw-Kampf ausgab, als Mitarbeiter ihn kritisierten, dass er ihn vor dem gleichen Publikum wiederholen ließ: „Was interessieren mich die 5.000 Leute in der Halle, mich interessieren die Millionen vor dem Fernsehbildschirm.“