ONE HIT WONDER?
Kurz nach Redaktionsschluss dieser Ausgabe kam es bei Backlash zum Duell zwischen WWE-Champion Randy Orton und dem wohl ungewöhnlichsten Herausforderer der letzten Jahre: Jinder Mahal. Marcus Holzer zeichnet den bisherigen Weg des Kanadiers mit indischen Wurzeln in der Promotion nach und verrät, warum er nun einen Titelkampf erhält.
Jinder Mahal
Unerwartet erfolgreich
WWE-Champion Randy Orton hält seinen Titelgürtel triumphierend in die Luft und posiert für die Fans. Plötzlich erscheint eine großgewachsene Gestalt im grauen Anzug und mit schwarzem Turban auf dem Kopf im Eingangsbereich. „Wie kannst du es wagen, den Maharadscha zu ignorieren? Wie kannst du es wagen, dich so respektlos mir gegenüber zu verhalten?“ Es ist Jinder Mahal, der an diesem 25. April bei SmackDown das Wort ergreift. Der neue Nummer-eins-Herausforderer auf die WWE Championship, der Gegner Randy Ortons bei Backlash. „Ich bin reicher, talentierter, besitze mehr Klasse und mehr Kultur als all die Menschen in der Arena!“ Zumindest manche von ihnen reagieren mit „USA, USA“- Rufen. Genau darauf hatte man hinter den Kulissen gehofft.
Mahal lässt sich davon nicht beirren: „Du bist genauso wie alle anderen Menschen hier. Du respektierst mich nicht, weil ich anders aussehe.“ Inzwischen hat der selbst ernannte Maharadscha das Seilgeviert erreicht. Langsam nimmt er den Turban ab.
Bisher war eigentlich immer Mahal der Gepinnte
„Der Grund für deine Respektlosigkeit sind Arroganz und Intoleranz! Doch bei Backlash werde ich mir diesen Respekt zurückholen. Und ich werde mir deine World WWE Championship (sic) krallen – nicht nur für mich, sondern auch für all meine Leute!“.
Fast fühlte man sich an diesem Abend in die späten Achtziger- bzw. frühen Neunzigerjahre zurückversetzt. Der böse Superstar aus dem Ausland fordert den amerikanischen Helden zum Duell. Doch Randy Orton ist kein Hulk Hogan, Jinder Mahal schon gar kein Sergeant Slaughter. Und wieso sollte man als US-amerikanischer Zuschauer ausgerechnet gegen einen Inder rebellieren? Es wartet noch viel Arbeit auf die Autoren, so viel steht fest.
Ob sich Jinder Mahal längerfristig an der Spitze der Promotion festsetzen wird, bleibt abzuwarten. Einen Versuch ist es aus Sicht der Verantwortlichen trotzdem wert, schließlich möchte man schon demnächst groß in Indien durchstarten. Ein Land mit mehr als 1,2 Milliarden Einwohnern bietet natürlich jede Menge Potential. Selbst wenn sich nur ein kleiner Bruchteil der Menschen für die WWE begeistern würde, könnte eine Menge Geld dabei herausschauen. Dies ist einer der Gründe, wohl auch der Hauptgrund, warum man quasi über Nacht einen so genannten „Edeljobber“ zum Herausforderer Nummer eins auf den wichtigsten Gürtel im Wrestling-Business gemacht hat.